02.12.2015 Fabian – Ein Nachmittag in der E1

„Tscho Rian“ wird über das gesamte Schulgelände gerufen. Dieser Ruf bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie „hineingehen lernen“ und ersetzt dadurch eine Pausenglocke. So schnell kann man sich gar nicht umsehen, kommen innerhalb kürzester Zeit alle Kinder angelaufen und nehmen in den Klassen Platz. Der Englischunterricht kann beginnen.

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Ich unterrichte gemeinsam mit der kambodschanischen Lehrerin Thida die Nachmittagsklasse E1, welche von bis zu 30 SchülerInnen besucht wird. Im Allgemeinen teilen wir unsere Klasse in zwei Gruppen: Zum einen die Schüler, die bereits Grundkenntnisse in Englisch haben und zum anderen jene, die sich gerade erst mit der Sprache vertraut machen. Dies bringt auch Altersunterschiede mit sich, denn unsere Schüler sind zwischen vier und elf Jahren alt.

Natürlich achte ich bei meiner Vorbereitung auf diese Unterschiede im Niveau und Alter. Ich gestalte für jede Woche einen Unterrichtsplan in welchem ich meine Vorhaben für die jeweilige Stunde niederschreibe. Denn eines habe ich gelernt – Vorbereitung ist wichtig! Wir unterrichten schließlich eine große Anzahl an Schülern von denen jeder Einzelne etwas lernen soll. Daher bereite ich jedes Arbeitsblatt in zwei bis drei Schwierigkeitsstufen vor, was vor allem für die Kleinsten – also die, die noch nicht schreiben können – sehr wichtig ist. Für sie gibt es meist eine „gepunktete“ Version; sie erlernen das Schreiben indem sie die Punkte nachziehen.

Eine Nachmittagseinheit bei uns in der Evergreen School dauert von 14 bis 16 Uhr mit einer etwa 15-minütigen Pause dazwischen. Der kambodschanische Unterricht kann im Allgemeinen als ziemlicher „Frontalunterricht“ bezeichnet werden. Man merkt allerdings schnell, dass sich nicht alle Schüler die ganze Zeit voll konzentrieren können, weshalb meiner Meinung nach das spielerische Lernen nicht zu kurz kommen darf! Im Unterrichtsplan sind daher Spiele, Songs und Bildkarten nicht mehr wegzudenken. Insbesondere das Memory Spiel hat es den Kindern angetan …

Anfang Oktober habe ich ein Memory, bestehend aus all unseren erlernten Vokabeln, gebastelt. Seitdem verwende ich es regelmäßig im Unterricht und jedes Mal löst es einen riesigen Hype unter den Kindern aus. Kaum einer möchte nicht als Erster spielen; die Enttäuschung ist groß wenn man eine Runde warten muss. Nichtsdestotrotz wird das Memory wirklich gut angenommen, auch von den Kleinsten, die zwar keine Taktik verfolgen, aber dennoch richtig Spaß am Bildchen umdrehen haben.

Ebenso herzerwärmend: Das Einheitsgebrüll der Kinder wenn wir gemeinsam einen Song singen. Nicht dass mir die Kinderlieder nicht schon einige Ohrwürmer bereitet hätten, sie sind – wie soll ich sagen – wirklich einprägsam. Dennoch trägt beispielsweise der ABC-Song wesentlich dazu bei, das Alphabet zu festigen.

Alles in allem habe ich sehr viel Gefallen am Unterrichten gefunden. Oft muss ich in den Stunden an meine eigene Schulzeit zurück denken. Jetzt weiß ich schließlich, dass einzelne Schüler wirklich den Unterricht stören können. Hätte ich mich mal ruhiger verhalten – in diesem Sinne eine kollektive Entschuldigung an meine Lehrer.

Der Englischunterricht ist mittlerweile ein fixer Bestandteil meines Arbeitstages geworden. Kinder die Fortschritte machen, gemeinsame Spiele sowie grölendes Pausengelächter möchte ich mir nicht mehr aus meinem Alltag wegdenken und freue mich deshalb auf jede einzelne Nachmittagseinheit!

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Childrenplanet 2014