Langsam wurde es ernst, der erste Flieger hob pünktlich um 6 Uhr morgens vom Wiener Flughafen ab und damit auch die Vorfreude der lieben Magdalena und mir. 36 Stunden Reisezeit standen uns bevor, davon reine Flugzeit etwa die Hälfte. Die restlichen Stunden waren geprägt von vielen, vielen erfolglosen Schlafversuchen auf harten Flughafenbänken inmitten hektischem Flughafentreiben. Die Flugroute im Nachhinein gesehen auch etwas umständlich gewählt: Wien – Amsterdam – Peking – Guangzhou – Phnom Penh. 36 Stunden- ziemlich verrückt eigentlich! Naja was man nicht an Strapazen auf sich nimmt um s´Börserl zu schonen! ;)
Beim Zwischenstopp in Guangzhou durften wir dann zum ersten Mal südostasiatische Luft schnuppern (war zwar nur die Flughafenluft- aber trotzdem irgendwie anders), als wir dann endlich zum allerletzten Mal abheben sollten, spürte ich wie sich in mir ein bislang völlig fremdes Gefühl breitmachte,- Unbehagen, Wohlbehagen, Vorfreude, Nervosität, Anspannung, Aufregung, – und das alles auf einmal. Obwohl in mir alles nach Schlaf zu schreien schien, tat ich in den letzten Stunden vor der Ankunft kein Auge mehr zu. Mit etwas Verspätung nun endlich am Ziel. Der erste Atemzug nachdem sich die Pforten in Richtung neue Heimat öffneten werde ich wohl so schnell nicht vergessen,- feucht-heiße mit einer leicht süßlichen Urinnote getränkter Tropenluft, wehte mir ins Gesicht, die mir kurz mal den Atem nahm. Und das ohnehin schon viel zu „matschige“ Gefühlskompott wurde quasi püriert.
Enttäuschung dann am Flughafen, unser Gepäck hat´s wohl nicht nach Kambodscha geschafft. Die Freude über die Ankunft und die herzliche Begrüßung von Fabian- dem Zivildiener in der Community,- stellten dieses Schlamassel jedoch schnell in den Schatten und dann gings auch schon mit dem Tuc Tuc quer durch Phnom Penh in Richtung langersehntes Bett.
Die ersten zwei Tage verbrachten wir in Phnom Penh gemeinsam mit dem Volontär Bernhard, der sich freundlicherweise unserer Unbeholfenheit annahm und sich dazu bereit erklärte, länger als geplant in der Hauptstadt zu bleiben, bis sich unsere unglückliche Gepäckssituation geklärt hat und wir gemeinsam die Weiterreise in Richtung Stung Treng antreten konnten. In diesen zwei Tagen versuchte ich all diese vielen Eindrücke die auf mich einprasselten zu ordnen, gelungen ist mir dies nicht mal ansatzweise. Da bin ich nun, in einer mir völlig fremden Welt. Die Stadt Phnom Penh pulsiert, ist voller Leben und führt schnell zur Reizüberflutung aller Sinne. Prunkvolle Gebäude teils Tür an Tür an schäbigen Aludachhüttchen, Markttreiben, mobile Frisöre, vermüllte Straßen, beschäftigten neben der staubigen Luft die Augen. Die Nase war zeitweise mit Urin- und Müllgeruch beschäftigt, ebenso mit dem Duft frischer Gewürze, Fisch oder Benzin. Auf die Ohren gab es kambodschanische Liebesschnulzen, die aus alten Lautsprechern am Straßenrand plärrten und das ununterbrochene gehupe der vielen Tuk Tuks und Mopeds im lauten Straßenverkehr. Der Phnom Penh Verkehr ist sowieso ein ganz eigenes Kapitel,- Verkehrsregeln vermutlich ein Fremdwort. Doch die stets freundliche und offene Art und das scheinbar immerwährende Lächeln der Khmer sind mindestens genauso eindrucksvoll wie faszinierend.
Zwei Tage nach unserer Ankunft war es dann endlich soweit. Glückselig verfrachteten wir unsere wiedergewonnenen Koffer in den Minibus der uns geradewegs in die Evergreen Community- unserem neuen Zuhause in Stung Treng bringen soll. Obwohl sich in dieser 9 – stündigen Fahrt eine gute Gelegenheit bot endlich Schlaf nachzuholen, machte ich, fasziniert von der wunderschönen Landschaft die an mir vorbeizog, abermals kein Auge zu.
Mit offenen Armen wurden wir in der Evergreen Community empfangen. Diese umfasst ein großes Areal auf dem verschiedenste Gebäude stehen. Da wären also ein Schulgebäude, eine Bibliothek welche gleichzeitig auch als Kindergarten fungiert, ein Woodworkshop, eine Mensa und eine Unterkunft für die Volontäre. Die vielen Wiesen und Felder machen die Community komplett. Ich lebe jetzt praktisch in einer 8er WG,- gemeinsam mit den Volontären Magdalena, Bernhard und Dominik, dem Zivildiener Fabian und einer einheimischen 3-köpfigen Familie, Samath & Thida die beiden sind Englischlehrer in der Community und deren Söhnchen Mongul. Diese liebe Familie und die anderen Volontäre sind bestimmt mit ein Grund weshalb ich mich bereits nach dieser kurzen Zeit so wohl fühle. :)
Mein Leben hier besteht derzeit aus täglich neuen leckern Khmer- Food Geschmackserlebnissen, sogar Maden und Heuschrecken wurden schon probiert, dem Marktrubel in der Stadt, Moped fahren, Gekkos, Ameisen, Mäuse, Lizards, Spinnen und viele andere undefinierbare Gesellen, und ganz besonders die Khmer- Sprache. Auch dahingehend wird bestimmt noch der ein oder andere Tagebucheintrag folgen, aber bis dahin wird noch fleißig geübt! Ankommen & Akklimatisieren steht hier aber an oberster Stelle, mein Gefühl sagt mir bereits jetzt schon,- ich bin angekommen! Und das ist schön. :)
Kürzlich hatten wir unser erstes Meeting mit dem Gründer und Projektleiter der Evergreen Community vor Ort, Mr. Long Lypo. Dabei wurde vor allem auf das anstehende große Projekt namens Health-Pre-Hospital-Education-Program, Bezug genommen. Diese Woche noch steht der erste Besuch ins örtliche Hospital an. Dabei soll es vor allem darum gehen, bestehende Missstände (Hygiene) aufzugreifen und zu dokumentieren, um dann die weiteren Schritte planen zu können. Wir sind gespannt!