05.10.2015 Bernhard – Khmer lesen und schreiben II

Ich war auch die letzten Monate nicht untätig und habe versucht, meine Sprachkenntnisse zu erweitern. Als Beweis dafür ein Foto von meiner Zimmerwand:

zimmerwand

Da stehen bunt gemischt beliebige Khmer Wörter. Zum Beispiel: Schmetterling, Brücke, Löwe, Ich liebe, Gott, Wasser, Frau, Name, Stung Treng, Bär, heute, Drache.

Inzwischen wechseln sich Erfolge und Misserfolge ab. Manchmal versteh ich etwas und manchmal wieder nicht.
Das Verstehen ist überhaupt so eine Sache. Klar, manchmal kann ich die Wörter nicht und der Kontext ist nicht eindeutig genug – dann versteh ich nichts.
Manchmal hilft der Kontext, obwohl ich die Wörter nur zum Teil verstehe (logisch, oder?)
Und manchmal verstehe ich alle Wörter, aber sie machen in Summe keinen Sinn. Das passiert öfter, als man glaubt, weil man in Khmer doch alles recht gut abkürzen kann. Ich glaube, man kann so ziemlich alles mit drei Wörtern sagen. (Artikel und so Zeugs gibts ja ohnehin nicht) Zum Beispiel: “ban nöi Kamputschia?” das heißt dann soviel wie: “Wie lange bist du schon in Kambodscha?”. Das wiederrum ist auch für uns manchmal einfacher, weil so kurze Phrasen für die Kambodschaner ja alle eindeutig sind. zb: “Töi äi?” “Wohin gehst du?”

Viele khmer Wörter sind sich ziemlich ähnlich (finde ich zumindest). Zum Beispiel: Tschnam (Jahr), Tscham (warten), tschngañ (lecker), Klar, da höre ich schon einen Unterschied. Aber im Kopf funktioniert das Abspeichern nicht immer perfekt…
und natürlich gibt es auch Wörter, die kann ich gar nicht unterscheiden: Ombal (bedeutet Salz, Tamarind und Zuckerrohr). Der Unterschied liegt im AL.. das ist teilweise mehr ein AÖL, … ja wie auch immer.

Überhaupt muss man die Wörter zumindest ein paar Mal gehört haben, damit man sie halbwegs richtig versteht. Meine Strategie besteht aus: einmal auf Englisch aufschreiben, einmal auf Lautschrift Khmer laut meinem Khmerlehrer Lain, einmal in eigener Lautschrift (so wie ich es verstehe, wenn Lain das Wort sagt) und dann noch einmal in (richtigem) Khmer, das suche ich mir dann aus dem Wörterbuch heraus. In Summe sieht das dann so aus:

collegeblock

Inzwischen habe ich schon einen ganzen Collegeblock vollgeschrieben damit. Wäre schön, wenn das auch in meinem Gehirn so ordentlich aufgelistet wäre.

Das Lesen geht inzwischen schon viel besser. Die 33 Konsonanten kann ich schon recht gut. Und auch die 23 Vokale (inklusive 2 Aussprachemöglichkeiten je Vokal) beherrsche ich auch zum Großteil. Damit stoße ich jetzt auf neue Herausforderungen: Zwischen den einzelnen Wörtern eines Satzes gibt es keine Leerzeichen. Das heißt, man weiß einfach nicht, wo ein Wort aufhört und das Nächste anfängt. Das ist insofern blöd, weil manche Buchstaben am Anfang und am Ende des Wortes eine unterschiedliche Aussprache haben.

Dazu kommt noch, dass es im Khmer zwei verschiedene Schriftarten gibt. Die eine wird in der Regel für Überschriften verwendet und die andere für den normalen Text. Das Gemeine dabei ist, dass da manche Zeichen total unterschiedlich aussehen. Ein kleines Beispiel zeigt das Foto:

khmerfonts

Eine Zeile zeigt immer gleiche Zeichen. Und zwar in dieser Reihenfolge: Einmal in großer Form (normale Schrift) und einmal in kleiner Form(da wo der strichlierte Kreis drüber ist, normale Schrift). Dann in großer Form (Überschriftenstyle) und in kleiner Form (Überschriftenstyle). Die leuchtend gelb umrahmten Zeichen entsprechen in der Überschriftenform überhaupt nicht jenen der normalen Form.

Aber im Großen und Ganzen bin ich ganz zufrieden mit meinen Khmerkenntnissen. Gleichzeitig würde ich die Sprache gerne viel besser können!

 

Childrenplanet 2014