Zum Start ins neue Jahr möchte ich ein paar Eindrücke und Reflexionen mit unseren Lesern teilen. Der Ausdruck „Begegnung auf Augenhöhe“ beschäftigt mich hier seit meiner Ankunft, deshalb habe ich dieses Thema gewählt.
Ich habe mir gewünscht und vorgenommen, den Menschen hier auf Augenhöhe zu begegnen. Das klingt romantisch und ich bin mittlerweile draufgekommen, dass das als Mitteleuropäer schwieriger ist als gedacht. Ein paar Gedanken dazu:
Schon nach einer Woche bin ich gefragt worden, wie wir hier herkommen konnten und dass es für den Fragenden unmöglich sei, nach Europa zu reisen. Eine weitere Begebenheit war, als ich mir beim Schneider eine Hose nähen hab lassen für schöne Anlässe. Der Schneider und seine Frau waren sehr lieb und haben sich wahnsinnig gefreut, dass wir dort waren. Wenn man überlegt, dass er einige Stunden an der Hose genäht haben muss – die Hose ist sehr schön geworden – dann ergibt das zusammen mit dem Kaufpreis von 10$ einen ziemlich niedrigen Stundensatz.
Was mich auch nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass eine Näherin für einen Vollzeitjob (6 Tage/Woche!) nur etwa 130$/Monat bekommt. Dabei haben die Näher/Innen gerade vor wenigen Jahren erreicht, den Mindestlohn dorthin anzuheben.
Aus diesen Gründen find ich es auch nicht verwunderlich, dass wir hin und wieder den „Touristenpreis“ bezahlen müssen und auch für Busverbindungen, TukTuks, Eintritte etwas mehr verlangt wird. Denn wie schon Schiller sagte: „Ein jeder wird besteuert nach Vermögen.“ Jedoch wäre dann der Preisunterschied zwischen uns und Einheimischen noch immer viel zu gering…
Für mich zeigt sich allein schon in der Tatsache, dass wir hier sein können, Kambodschaner aber nicht in Europa, eine große vorhandene Ungleichheit. In Touristengegenden, wo jedes Jahr tausende europäische Urlauber unterwegs sind, zeigt sich diese noch viel deutlicher. Die Preise für Touristen sind deutlich höher, so hoch, dass die meisten Einheimischen dort nicht einkaufen können und würden.
Trotz dieser Ungleichheit versuchen wir, den Menschen zu begegnen. Am meisten hilft uns dabei, die Landessprache zu lernen. Mittlerweile können wir uns so halbwegs durchschlagen und auch etwas smalltalk führen. Außerdem versuchen wir, durch die entsprechenden Gesten beim Grüßen etc., unseren Respekt vor Rang, Alter und der kambodschanischen Kultur zu bekunden. So bekommen wir oft ein Lächeln, ein freundliches Wort, ein Kompliment oder gar eine Einladung geschenkt. So hören wir manchmal etwa: „Barang tsche khmai“, übersetzt:“Das sind Fremde, die Khmer sprechen.“ Begleitet von einem wohlwollenden Nicken.
Nun seh ich mich als priviligierten Europäer, der versucht, hier ein Botschafter Österreichs zu sein und später versuchen wird, daheim ein Botschafter Kambodschas zu sein.
Das klingt jetzt alles sehr ernst und nachdenklich, aber eigentlich geht uns einfach gut, die Menschen begegnen uns freundlich und wir genießen unser Leben hier.